#Wochenbrief KW 46 – „Berufung des Mose“ 

„Berufung des Mose“ 

Im zweiten Buch Mose steht die Erzählung von der Berufung des Mose. Sie stellt ein
paar Dinge heraus, die bis heute bedeutsam geblieben sind.
Zum einen, dass Gott dem Mose sagte, er habe das Elend seines in Ägypten
versklavten Volkes gesehen. Dieser Hinweis bedeutet allgemein, dass die Wunden
seiner Welt unserem Gott bekannt sind. Sie sind ihm nicht egal. Er sieht hin. Und die
Schwierigkeiten seiner Kinder sind ihm erst recht nicht gleichgültig. Was auch immer
uns persönlich bekümmern mag, ist für ihn von Interesse. Er weiß Bescheid. Er ist
sehr genau im Bilde. Das bedeutet die Bemerkung in der Erzählung von Moses
Berufung: Gott sei herabgefahren, um sich das Leid seines Volkes anzusehen.
Das, was Gott sah und ihn berührte, führte ihn zu Mose, der in einer Wüste die
Schafe seines Schwiegervaters hütete. Daraus kann man einen Grund dafür
ableiten, dass Gott Menschen in seine Arbeit ruft. Der Grund ist, dass Gott sieht und
ihm das Schlimme, das er auf dieser Erde wahrnimmt, nicht egal ist. Und dass er
sich darum kümmert. Und so, wie Mose deshalb an einem sehr entlegenen Ort zu
seiner Berufung fand, sollten wir damit rechnen, dass Gottes Ruf uns treffen kann,
wenn wir es nicht erwarten.

Desweiteren berief Gott den Mose, um ein Versprechen einzulösen, das er Abraham
gegeben hatte. Und das nach vierhundert Jahren. Es waren vierhundert Jahre Zeit,
sich an das Schlimme zu gewöhnen und sich damit abzufinden. Aber für Gott war die
Zeit für seine Rettung gekommen. Gott schreitet ein, wenn seine Zeit gekommen ist.
Auch wenn wir schon längst aufgegeben haben, damit zu rechnen. Wenn wir kein
Licht am Ende des Tunnels sehen, ist seine Zeit gekommen.

Was Gott dem Abraham vierhundert Jahre zuvor versprochen hatte, war ein
Rettungspaket aus zwei Dingen. Er wollte sein in Ägypten versklavtes Volk mit starker
Hand befreien. Und er wollte ihm neuen Wohnraum geben. Ein weites erholsames
Land. Mit anderen Worten: Gottes Volk sollte etwas Schlimmes hinter sich lassen
können um etwas Neuem, Erstrebenswerten zustreben zu können. Das weite Land
war der Sinn der Befreiung Israels aus ägyptischer Sklaverei. Dieses weite Land steht
symbolisch für das, was Jesus Paradies und ewiges Leben nannte. In seinem
Kreuzessterben hat sich Jesus dafür geopfert, uns dieses weite Land zu ermöglichen
und nicht dafür, uns das Leben auf dieser Erde zu erleichtern und uns den Alltag zu
versüßen. Als erster begriffen hat das der Verbrecher, der zusammen mit Jesus
gekreuzigt wurde und ihn bat: „Denke an mich, wenn Du in dein Reich kommst.“ Jesus
linderte daraufhin nicht die Schmerzen seiner Strafe. Er sagte ihm aber: „Wahrlich,
noch heute wirst Du mit mir im Paradies sein.“ Der Mann brauchte daraufhin am
Härtesten, das einen Menschen treffen kann, nicht verzweifeln: An seinem nahenden
Tod. Dieses „weite Land“ sollte niemand als billige Vertröstung abtun. Es hilft enorm
mit den Schmerzen und Entbehrungen dieses Lebens klar zu kommen. Es hilft, dass
wir an der Härte des Lebens nicht verzweifeln. Das Ziel des weiten Landes gibt
emotionale Stärke, weiterhin in Tagen das Gute zu denken und zu tun, in denen jeder
sich selbst der nächste sein will und das Böse zu siegen scheint. Sich doch freuen zu
können, wenn die Situation eigentlich zum Weinen ist.

Gott sagte dem Mose: „Ich habe das Leid meines Volkes gesehen. Ich werde es
beenden und es in ein weites schönes Land bringen. Und ich berufe dich, Mose, dafür
einzustehen, dass es so kommt, wie ich es dir jetzt sage.“
Jesus sagt uns: So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn in den
Tod gab, damit alle, die an ihn glauben nicht verloren werden, sondern das ewige
Leben haben.“

Seine überragende Rettung hat Jesus an ein überragendes Ziel gebunden. Beides
gehört zusammen. Und beides braucht zur Neuorientierung anderer diejenigen, die
sich von Gott berufen lassen, dafür in diesen schwierigen Zeiten einzustehen. Wollen
wir als Gemeinde Jesu diese Menschen sein?

Mit besten Grüßen Jürgen Friedemann, 12. November 2023