#Wochenbrief KW 51 – Begründete Hoffnung gewinnen Jes 35, 1-10 17.12.2023#

Begründete Hoffnung gewinnen!“

Die Rückkehr der Geretteten

1 Die Wüste und Einöde wird frohlocken, und die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien. 2 Sie wird blühen und jubeln in aller Lust und Freude. Die Herrlichkeit des Libanon ist ihr gegeben, die Pracht von Karmel und Scharon. Sie sehen die Herrlichkeit des HERRN, die Pracht unseres Gottes. 3 Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! 4 Sagt den verzagten Herzen: »Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott! Er kommt zur Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird euch helfen.« 5 Dann werden die Augen der Blinden aufgetan und die Ohren der Tauben geöffnet werden. 6 Dann wird der Lahme springen wie ein Hirsch, und die Zunge des Stummen wird frohlocken. Denn es werden Wasser in der Wüste hervorbrechen und Ströme im dürren Lande. 7 Und wo es zuvor trocken gewesen ist, sollen Teiche stehen, und wo es dürre gewesen ist, sollen Brunnquellen sein. Wo zuvor die Schakale gelegen haben, soll Gras und Rohr und Schilf stehen.

8 Und es wird dort eine Bahn sein und ein Weg, der der heilige Weg heißen wird. Kein Unreiner darf ihn betreten; nur sie werden auf ihm gehen; auch die Toren dürfen nicht darauf umherirren. 9 Es wird da kein Löwe sein und kein reißendes Tier darauf gehen; sie sind dort nicht zu finden, sondern die Erlösten werden dort gehen. 10 Die Erlösten des HERRN werden wiederkommen und nach Zion kommen mit Jauchzen; ewige Freude wird über ihrem Haupte sein; Freude und Wonne werden sie ergreifen, und Schmerz und Seufzen wird entfliehen. Jesaja 35, 1-10 (LB2017)

Liebe Leserinnen und Leser dieses Wochenbriefes!

Die Israeliten im Exil in Babylon im 7. Jahrhundert v.Chr. hatten nach einer Generation fern der Heimat müde Hände. Es fehlte jede Motivation! Sollen sie wirklich so weitermachen ohne Perspektive? Wozu sich engagieren? Das bringt doch sowieso alles nichts! Alles wieder aufbauen in Israel, in Jerusalem, dorthin zurückkehren, ja, das würde Sinn machen – aber hier in der Fremde in Babylon festgehalten eine neue Heimat aufbauen? Sie hatten nicht nur müde Hände, sie waren hoffnungs-müde. Und sie hatten den festen Boden unter den Füßen verloren. Wankende, weiche Knie sind ein ernsthaftes Problem, man kann keine festen Schritte mehr machen und kommt nicht mehr voran. Sie hatten den festen Boden des Vertrauens in ihren Gott verloren. Mussten sie sich nicht – nach einer Generation verschleppt in Babylon – eingestehen, dass ihr Glaube an ihre Erwählung als Volk Gottes und das Vertrauen in ihren Gott schlicht und ergreifend gescheitert waren? Verzagte Herzen war das Ergebnis von all dem. Verzagt sein ist keine Kleinigkeit, weil verzagte Leute keine Initiative mehr zeigen und dazu tendieren, sich tatenlos zu ergeben in eine immer weiter fortschreitende Abwärts-Spirale.

„Stärkt die müden Hände und macht fest die wankenden Knie! Sagt den verzagten Herzen: »Seid getrost, fürchtet euch nicht! Seht, da ist euer Gott!“
Völlig unerwartet und unverhofft ergreift der Prophet Jesaja in dieser Situation das Wort im Namen Gottes und kündigt Gottes gewaltiges Eingreifen an. Das Kapitel 35 des Jesaja-Buches fasst in beeindruckender Weise schon einmal die 15 Kapitel, Jesaja 40-55, das sogenannte „Trostbuch Israels“, in zehn Versen zusammen. „Da ist euer Gott!“ ist dabei die Begründung: Gott hat Euch nicht vergessen! Eure Erwählung durch ihn gilt – seit Jahrhunderten, und auch jetzt, und auch in Zukunft! „Denn Gottes Gaben und Berufung können ihn nicht gereuen.“ (Römer 11, 29), bekennt auch 750 Jahre später genauso der Apostel Paulus. Gott hält an seinem Volk fest und Gott hat die Entwicklung der Geschichte seines Volkes nicht aus der Hand gegeben oder gar aufgegeben. Er ist und bleibt der Herr der Geschichte und er ist da! »Seid getrost, fürchtet euch nicht!“ Diese Botschaft des Himmels trifft mitten in die Herzen der Verzagten mit wankenden Knien ohne festen Boden unter den Füßen. Die, die eigentlich zu nichts mehr zu motivieren waren, fangen wieder an zu hoffen, zu erwarten, zu träumen! Sie geben sich nicht mehr auf, sondern lassen sich durch die wunderbaren prophetischen Bilder und Zusagen Gottes (die teilweise weit über die geschichtliche Situation eschatologisch hinausweisen), ganz neu inspirieren – erst zu neuen Gedanken, zu einer neuen Sicht der Dinge, und dann zu neuen Taten. – Wer begründete Hoffnung hat, dessen innerseelische Welt hellt sich auf, dessen innerer Motor springt wieder an, motivierende Gedanken führen schließlich zu motivierten Taten und auf einmal stellt sich die – gleiche! – Welt ganz anders dar! Weil es begründete Hoffnung gibt, gibt auch eine Zukunft, weil es eine Zukunft gibt, lohnt es sich, sich zu engagieren. – Möge uns diese uralte Advents-Hoffnung aus Jesaja 35 auch heute zurückrufen zu begründeter Hoffnung, gegen alle Verzagtheit! „Da ist Euer Gott!“

Euer
Steffen Kahl, Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Kreuzgemeinde Bremen, 17. Dezember 2023 (KW 51)