#Wochenbrief KW35 „Jesus sehen!?!“

1 Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg. 2 Und er wurde verklärt vor ihnen, und sein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht. 3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm.

4 Petrus aber antwortete und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine. 5 Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!

6 Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr. 7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht! 8 Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein. 9 Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung niemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist. (Matthäus 17, 1-9)

 

„Jesus sehen!?!“ – Liebe Leserinnen und Leser dieses Wochenbriefes,

Wir alle kennen ganz besondere, seltene Momente in unserem Leben, die außergewöhnlich sind. Das können z.B. Natur-Erfahrungen sein oder besondere Begegnungen mit Tieren in der freien Natur oder ganz besonders beglückende Erfahrungen mit Menschen. Oft sind das nur kurze Momente, die schon anfangen, am nächsten Tag zu verblassen. Genau so geht es uns oft mit besonderen Erfahrungen, die wir mit dem gegenwärtigen Herrn Jesus Christus machen. Zum Beispiel spüren wir sehr deutlich, dass er ganz persönlich zu uns redet. Oder wir erleben Momente, zum Beispiel beim Beten miteinander, die uns den Eindruck vermitteln, jetzt berühren sich Himmel und Erde in besonderer Weise. Dazu gehören auch besondere Momente der Bewahrung oder einer Heilung. Aber auch solche Erfahrungen verfliegen sehr schnell und nicht selten zweifeln wir später daran, ob es wirklich so war.

Den drei Jüngern Petrus, Jakobus und Johannes ergeht es kaum anders, als sie die Verklärung von Jesus miterleben. Deshalb wollen sie diese Erfahrung am liebsten verstetigen: Hütten bauen, damit Mose und Elia und Jesus und sie selbst in dieser besonderen himmlischen Erfahrung verweilen können. Aber darum geht es offensichtlich nicht: Jesus ging es nie um den „Himmel auf Erden“, sondern um den Einfluss des Himmels auf die Erde (Reich Gottes) bis zur Vollendung in einem neuen Himmel und einer neuen Erde. Gott selbst offenbart hier den Jüngern Jesus als den verheißenen Sohn Gottes und Messias, auf den das Gesetz (Mose) und die Propheten (Elia) seit vielen Jahrhunderten vorbereitet hatten. Der Himmel um Jesus und die Jünger herum offenbart für kurze Zeit die wahre Identität von Jesus. Gott selbst bestätigt die unvergleichliche Autorität von Jesus Christus als Sohn Gottes. Einige Momente lang erstrahlt Jesus in dem himmlischen Glanz, der ihm schon vor seiner Menschwerdung zu eigen war, und der nach seiner Auferstehung und Aufnahme in den Himmel wieder seine himmlische Ausstrahlung für alle Ewigkeit geworden ist.

Die allermeisten Menschen haben den gegenwärtigen, himmlischen Jesus nie mit eigenen Augen gesehen, auch wenn es tatsächlich in den letzten 2000 Jahren (selten) solche besonderen Erfahrungen gegeben hat. Aber wir dürfen den Augenzeugen wie Petrus und Jakobus und Johannes vertrauen, durch deren Augen wir quasi indirekt Jesus „sehen“ können, weil ihre Erfahrungen glaubwürdig überliefert wurden.  Wer die Augen seines eigenen Herzens durch das Hören auf Gottes Wort so trainiert, wird auch offener sein für eigene besondere Erfahrungen heute mit der tatsächlichen Gegenwart und Wirklichkeit des Himmels um uns herum. Wer z.B. so bewusst und offen betet wird erwartungsvoller und vertrauensvoller beten als jemand, der ständig zweifelt, ob es überhaupt jenseits der sichtbaren Wirklichkeit eine unsichtbare Wirklichkeit gibt. Man lebt „wacher“, wenn man mit dem Himmel hier und jetzt rechnet. – Nach einer besonderen Erfahrung mit Jesus ist also immer auch vor einer nächsten Erfahrung mit Jesus. Die in der Bibel überlieferten Erfahrungen mit Jesus und die eigenen geistlichen Erfahrungen sind uns also nicht dazu gegeben, rückwärtsgewandt in „seliger Erinnerung“ zu leben, sondern vorwärtsgewandt auch hier und jetzt und morgen und übermorgen mit Jesus zu rechnen. Es ist ein großer Unterschied, ob man das Leben in der sichtbaren und der himmlischen Wirklichkeit „theoretisch und grundsätzlich für wahr hält“ oder ob man hier und jetzt mit dem gegenwärtigen Herrn Jesus Christus rechnet. Dann ist z.B. eine Gemeinde kein „geistliches Museum“, sondern eine „Begegnungsstätte mit Jesus.“ – Erwartungsvolle Tage, Wochen, Monate und Jahre im „Sehen“ auf Jesus wünsche ich uns!

Euer Steffen Kahl,

Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Kreuzgemeinde Bremen,
27. August 2023 (KW 35)