Ihn möchte ich erkennen
und die Kraft seiner Auferstehung
und die Gemeinschaft seiner Leiden
und so seinem Tode gleich gestaltet werden,
damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.
Philipper 3, 10.11 – LB2017
Unsere Identität in Christus (IV): „In Christus sein – Mit ihm leiden“
Liebe Leserinnen und Leser dieses Wochenbriefes!
Weil wir als Christen „in Christus“ sind und leben, haben wir teil an seiner ganzen Heilswirklichkeit. Der Apostel Paulus beschreibt, was dazu gehört.
Ihn möchte ich erkennen…
Es geht darum, Jesus Christus immer besser kennenzulernen. Das macht ja auch sehr viel Sinn, wenn wir unsere Identität in ihm haben. Wenn wir Jesus immer mehr verstehen, verstehen wir auch immer besser, wozu wir selbst berufen sind in der Teilhabe an seinem Heil. Alles, was hilft, Jesus mehr zu verstehen, ist willkommen, wie z.B. die Bibel, die uns Jesus vor Augen malt.
…und die Kraft seiner Auferstehung…
Das darf unsere starke Sehnsucht sein: die Kraft, die Jesus von den Toten verwandelt hat in den Erstgeborenen der neuen Schöpfung, die will auch in unserem Leben hier und jetzt immer mehr wirksam werden. So betet Paulus in Epheser 1, 18.19a: „Er gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist und wie überschwänglich groß seine Kraft an uns ist, die wir glauben durch die Wirkung seiner mächtigen Stärke. Mit ihr hat er an Christus gewirkt, als er ihn von den Toten auferweckt hat.“
…und die Gemeinschaft seiner Leiden…
Jesus hat in dieser Welt gelitten. „In Christus“ zu sein und zu leben heißt auch, an seinem Leiden teilzuhaben, auch wenn wir das als Teil einer leidensscheuen Gesellschaft häufig nicht wahrhaben wollen.
a) Mit Jesus leiden an der gefallenen Schöpfung
Das Paradies ist verloren, wir leben in der gefallenen Schöpfung. „Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen liegt.“ (Römer 8, 22) An diesem „Seufzen“ hatte auch Jesus teil, und davon sind auch wir nicht ausgenommen. Krankheit, Leid, Katastrophen, Vergänglichkeit, Sterben und Tod, Trauer u.v.a.m. beschweren auch das Leben „in Christus“.
b) Mit Jesus leiden am Widerstand gegen Gott
Die Welt ist kein „neutraler Raum“. Nein, wir leben unter den Rahmenbedingungen der gefallenen Schöpfung – die „Macht der Sünde“ durchzieht die Schöpfung seit der Vertreibung aus dem Paradies. Davon ist auch jeder Mensch und Christ betroffen, unsere Selbstsucht und unser eigener Widerspruch gegen Gott machen deutlich, dass wir alle ein Teil des Problems sind. Und auch der Widersacher Gottes und seine Gefolgschaften stehen der heilsamen Herrschaft Gottes entgegen. Deshalb braucht es uns nicht verwundern, wenn wir in der Nachfolge Jesu auch Widerstand erleiden: von uns selbst, von anderen, aus der unsichtbaren Welt. „In Christus sein“ bedeutet auch, mit Jesus in dieser Welt und an dieser Welt zu leiden. Deshalb ist unser Leben mit Christus auch immer ein Kampf, Gott sei Dank muss es aber kein Krampf sein, weil wir schon jetzt ganz und ewig „in Christus“ sind und bleiben trotz aller Herausforderungen. Wir brauchen nicht Leiden anstreben (Welcher gesunde Mensch würde das tun?), aber wir dürfen Leiden annehmen, wo es uns in der gefallenen Schöpfung oder um Jesu willen begegnet. Geistliche „Realisten“ sind gewappnet für die Wirklichkeit der Existenz in Christus mitten in dieser Welt.
…und so seinem Tode gleich gestaltet werden, damit ich gelange zur Auferstehung von den Toten.
Paulus hatte ein „Ja“ zu beidem, zur Erfahrung der Kraft der Auferstehung und zur Teilhabe am Leiden Christi. Er verstand, dass beides zur Nachfolge selbstverständlich dazu gehört genauso wie die Gewissheit, dass wir „in Christus“ ans ewige Ziel kommen. In dieser Gewissheit dürfen auch wir leben in allen Spannungen und Belastungen, die das mit sich bringt – auch in der Passionszeit 2023, die uns wieder einmal daran erinnert.
Euer Steffen Kahl,
Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Kreuzgemeinde Bremen, 05. März 2023 (KW 10)