„Die Vergangenheit prägt, die Gegenwart fordert, die Zukunft führt – und Gott
lenkt.“
Liebe Geschwister,
In Sprüche 4,10–12 und Psalm 31,9 entfaltet sich das Thema von Gottes Führung im
Lebensweg: Gott stellt unsere Füße auf weiten Raum, er schenkt Freiheit, Sicherheit und
Perspektive – auch dann, wenn wir selbst den Weg noch nicht überblicken können.
Diese Zusage wird für mich anhand eines persönlichen Erlebnisses greifbar: Auf der
Suche nach einer neuen Wohnung führte Gott mich auf überraschende Weise an einen
Ort, der Weite, Geborgenheit und Versorgung schenkte. Ohne alle Bedingungen zu
kennen, durfte sich zeigen, dass Gott schon alles vorbereitet hatte – von der
Nachbarschaft über den Arbeitsweg bis hin zur Fürsorge für den Hund. Diese Erfahrung
wurde für mich zum Sinnbild: Gottes „weiter Raum“ bedeutet nicht nur äußere Freiheit,
sondern innere Sicherheit, Geborgenheit und Vertrauen.
Doch Gottes Führung setzt oft Loslassen voraus. Der Umzug bedeutete auch, eine
Wohnung voller Erinnerungen und Schmerz hinter sich zu lassen – einen Ort, an dem
geliebte Menschen lebten und gestorben sind. Erst durch dieses Loslassen konnte Gott
Neues schenken. Der Vers „Du hast meine Füße auf weiten Raum gestellt“ wird so zu
einem Bild für Vertrauen, Veränderung und geistliches Wachstum – persönlich wie auch
für das gemeinsame Leben in der Gemeinde.
In Sprüche 4,10–12 wird dieses Geleit weiter entfaltet: „Wenn du gehst, wird dein
Schreiten nicht beengt sein, wenn du läufst, wirst du nicht stürzen.“
Das Gehen steht für den Alltag – für Regelmäßigkeit, Gewohnheit, Entscheidungen, die
Stabilität und Geduld erfordern. Das Laufen symbolisiert Zeiten besonderer
Herausforderung, Anstrengung und Veränderung. In beidem verheißt Gott: Wer in seiner
Weisheit lebt, dessen Schritte bleiben sicher. Gerade in einer Zeit des Umbruchs und der
Neugestaltung von Gemeinde gilt diese Zusage – nicht aus eigener Kraft, sondern im
Vertrauen auf Gottes Leitung.
Weisheit bedeutet, sich von Gott unterweisen zu lassen, anstatt Sicherheit im Sichtbaren
zu suchen. Oft ist es paradoxerweise leichter, Gott zu vertrauen, wenn man wenig hat, als
wenn man im Überfluss lebt. Wirkliche Sicherheit liegt nicht im Besitz, in Planbarkeit oder
Kontrolle – sondern in Gottes Gegenwart.
Die Predigt lädt dazu ein, über drei Fragen in der Stille nachzudenken:
1. Welche Dinge aus der Vergangenheit halten mich fest und hindern mich am
Vorangehen?
2. Wo lasse ich mich im Alltag oder Gemeindeleben eher von meinem eigenen Willen
leiten als von Gottes Weisheit?
3. Wo fehlt mir das Vertrauen, dass Gott auch in Zukunft versorgt und führt?
Diese Fragen öffnen Raum für Gebet, Gemeinschaft und gegenseitige Ermutigung. Sie
machen bewusst, dass Gottes Weg nicht Stillstand bedeutet, sondern Bewegung – in
unterschiedlichen Geschwindigkeiten, aber immer unter seiner Leitung.
Abschließend verweist Jesu auf folgende Worte in Johannes 14,6:
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“
Er ist der Weg, auf dem Vergangenheit heil werden darf, Gegenwart gestaltet und Zukunft
möglich wird.
Wer in seiner Weisheit lebt, darf sicher gehen und laufen – auf weitem Raum, geführt und
gehalten von Gott.
Gottes Segen
Silke Schumacher-Lange 26. Oktober 2025