Leben mit Tiefgang (X): „Lieben mit Jesus“
Liebe Leserinnen und Leser dieses Wochenbriefes!
LEBEN MIT TIEFGANG: „Bei Jesus sein. – Werden wie Jesus. – Tun, was Jesus tut.“ Mit diesen drei
Hauptpunkten der Jüngerschaft beschäftigen wir uns in diesem Halbjahr. Heute geht es um: „Tun, was
Jesus tut: Lieben mit Jesus“
Am letzten Sonntag haben wir diese Erkenntnis als Bündelung unserer Berufungen als Leib Christi
bedacht: Christus hat unsere Hände, um seine Arbeit heute zu tun.
Er hat unsere Füße, um Menschen auf seinen Weg zu führen.
Christus hat unsere Lippen, um Menschen von ihm zu erzählen.
Er hat unsere Hilfe, um Menschen an seine Seite zu bringen.
Um zu tun, was Jesus tut, brauchen wir allerdings eine entscheidende innere Haltung, die Jesus auch
hatte, die er auch heute als Gegenwärtiger hat und die in uns immer stärker wachsen wird, wenn wir
bewusst mit Jesus leben: Liebe! Dabei geht es nicht darum, aus uns heraus Liebe zu „produzieren“
,
sondern darum, als von Gott Geliebte Liebe leben zu lernen. Wir dürfen uns immer mehr von der Liebe
Jesu anstecken lassen wie von einer ansteckenden Gesundheit! Christus lebt in uns durch seinen Heiligen
Geist mit aller seiner Liebe – deshalb brauchen wir nicht ohne ihn, sondern dürfen mit ihm Liebe leben
lernen. Das ist eine enorme Erkenntnis und Hilfe, wenn wir – wie so oft! – an die Grenzen unserer Liebe
stoßen! – Darf ich Dich etwas fragen: Liebst Du heute mehr als vor einem Jahr? Als vor zehn Jahren? Als
vor 25 Jahren? Was hat Dir geholfen, liebevoller zu werden? Was könnte Dir helfen, liebevoller zu werden?
Nicht zufällig ist das größte Gebot von Jesus für alle Menschen immer und überall seit 2000 Jahren das
Doppelgebot der Liebe aus Matthäus 22, 36-40: „Meister, welches ist das höchste Gebot im
Gesetz?“ Jesus aber sprach zu ihm: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen,
von ganzer Seele und von ganzem Gemüt« (5. Mose 6,5). Dies ist das höchste und erste Gebot. Das
andere aber ist dem gleich: »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« (3. Mose 19,18). In
diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten.
Jesus hatte als Sohn Gottes die angemessene Autorität zu klären, was die Mitte aller Gebote Gottes ist.
Und gleichzeitig hat es wohl nie einen anderen Menschen wie Jesus gegeben, dessen Zentrum allen
Handelns die Liebe zu Gott und zu den Menschen war. Ohne diese Liebe ist der Dienst von Jesus und
auch seine Selbsthingabe am Kreuz schlicht nicht erklärbar. Aus Liebe zu seinem himmlischen Vater und
aus Liebe zu den Menschen hat er sich in einem Maß anderen zugewandt, dass man aus dem Staunen
nicht mehr herauskommt!
Dabei war seine Triebfeder weder die „Filia“ („Freundesliebe“) noch „Eros“ („Erotische Liebe“), sondern
die „Agape“
, die „selbstlose Liebe“, die liebt, weil sie liebt und nicht abhängig liebt vom Wohlverhalten oder
vom Verdienst des anderen. So kann der Apostel Paulus sagen in Römer 5, 10: „Wir sind mit Gott versöhnt
worden durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren.”
Diese selbstlose Agape-Liebe ist niemanden von uns in die Wiege gelegt. Wir wachsen selbstverständlich
auf mit Selbst-Liebe, die oft auch als Selbstbezogenheit oder Selbstsucht in Erscheinung tritt. „Erst komm
ich und dann komm ich, pausenlos geht es um mich! Was mich aus dem Strudel reißt, ist, Herr, Dein
Geist!“ So haben es Theo Lehmann und Jörg Swoboda treffend in einem Lied getextet. Darum geht es
also: Aus der Abwärtsspirale der Selbstbezogenheit befreit zu werden zu gelebter Nächsten-Liebe: »Du
sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst« Es geht Jesus dabei um unsere Nächsten, unsere
Mitmenschen. Selbstverständlich können wir nicht alle Menschen immer und überall lieben, das geht
schon aus räumlichen und praktischen Gründen nicht, aber wir haben immer irgendwie mit konkreten
Mitmenschen zu tun. Wie wir uns alle (als psychisch Gesunde) selbstverständlich selbst lieben, für uns
sorgen, uns nicht vernachlässigen, unser Leben bewahren und retten, lernen wir, den Mitmenschen zu
lieben als ginge es um mich, den anderen wahrnehmen als ginge es um mich, und für den anderen sorgen
als ginge es um mich. Diese Zuwendung zu anderen verlernt eine gott-lose, säkulare Gesellschaft immer
mehr. Umso mehr fallen die auf, die tatsächlich nicht selbstbezogen, sondern Miteinander-orientiert leben.
Ein solches Lernfeld darf die Gemeinschaft in der Gemeinde Jesu sein: „Das ist mein Gebot, dass ihr
einander liebt, wie ich euch liebe.“ Johannes 15, 17 (LB2017) Aber die Liebe Gottes will nicht nur zu
den Geschwistern im Glauben durchdringen, sondern auch durch uns zu allen Menschen: „Wie mich
mein Vater gesandt hat, so sende ich Euch!“ (Johannes 20, 21) Überall soll es deshalb um Miteinander
und Füreinander gehen, mit Jesus mittendrin! Diese Art zu leben fällt unweigerlich auf und wir werden
damit, ob uns das bewusst ist oder nicht, wie von selbst Lebenszeugen für Jesus! Und Gottes Liebe kommt
tatsächlich bei anderen an – mit Taten und mit Worten!
Steffen Kahl, Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Kreuzgemeinde Bremen (18.05.2025 – KW21)