Gottes verändernde Liebe teilen, damit Menschen in Hoffnung leben – Jesaja 43, Vers 1
Liebe Geschwister,
Ende September sind wir als Familie nach Malawi ausgewandert, um hier für die Europäisch- Baptistische Mission zu arbeiten. Das Land selber haben wir bisher nur wenig kennengelernt. Wir wohnen in der Hauptstadt, Lilongwe, in der Mitte des Landes. An vielen Orten hier kann man die Lebensrealität vieler Menschen in diesem Land, wie sie in der Projektbeschreibung von Brot für die Welt deutlich wird, leicht übersehen. Hier fahren Menschen in großen modernen Geländewagen, gehen in amerikanischen Fast-Food-Restaurants essen und in schicken Einkaufszentren mit vollen Regalen einkaufen. Nach dem Einkauf aber, auf dem Parkplatz, wird man mit einer anderen Welt konfrontiert. Hier sieht man die Menschen, die sich nichts von dem vorher Genannten leisten können. Die darauf hoffen, dass die Einkäufer etwas von ihrem Wechselgeld abgeben. Sie betteln, um zu überleben. Viele sind blind oder verkrüppelt oder tragen ihre Kinder in einem Tuch auf dem Rücken bei sich. Es werden große Scheine benötigt, denn die Währung erlebt einen starken Werteverfall und selbst Grundnahrungsmittel werden teurer. Selbst an den Verkaufsständen am Straßenrand bitten uns die Verkäufer, etwas bei ihnen zu kaufen, damit sie Geld für ein Mittagessen haben.
Auch wenn es in diesem Gottesdienst um Brot für die Welt geht, ist mir die Vision in den Sinn gekommen, die über der Arbeit der EBM steht: „Gottes verändernde Liebe teilen, damit Menschen in Hoffnung leben.“ Denn darum geht es: Liebe teilen. Eine Aktion wie die Freimarktsammlung erinnert uns wieder daran, von dem Guten, das wir empfangen, weiterzugeben. Auf diese Weise bringen leben wir den Auftrag der Liebe zu unseren Nächsten. Wenn wir so leben, dass wir den Fokus nicht auf uns selber haben, sondern uns auf das Wohl unserer Mitmenschen ausrichten, dann geschieht etwas Großes: Menschen bekommen Hoffnung.
Im Propheten Jesaja können wir viele Worte von solcher Hoffnung lesen. Eines davon steht im Kapitel 43, Vers 19. Gott spricht dort: siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht? Wir hören hier die Stimme eines Gottes, der sein Volk erst wieder daran erinnern muss, dass er Gutes für sie im Sinn hat. Denn die Gefangenschaft in Babylon hat sie erleben lassen, dass ein Leben mit Gott nicht automatisch ein Leben ohne Schwierigkeiten ist. Eine Erfahrung, die wir sicherlich auch aus unserem eigenen Leben kennen. Die Erfahrung, dass selbst das Gefühl, dass Gott ja gar nicht da sein kann, weil alles dagegen spricht, eben genau das ist: ein Gefühl. Aber nicht die Wahrheit. Ein mächtiges Gefühl, ja. So mächtig, dass selbst unser Herr Jesus am Kreuz diesem Gefühl geglaubt hat. Gott muss darum sein Volk erst wieder daran erinnern, dass er immer noch der gleiche Gott ist, der sie aus der Hand der Ägypter befreit hat. Schauen wir aber weiter in die Geschichte Israels, dann sehen wir, dass sich Gottes Handeln in dieser Welt viel seltener als geteilte Meere, brennende Büsche oder wandernde Feuersäulen darstellt. Es sind die Hände der Menschen, deren Herzen von Gott berührt wurden, die sich in seinen Dienst stellen, um sein Werk zu tun. Gott will sein Werk tun in dieser Welt, und er ist immer auf der Suche nach Menschen, die sich dafür von ihm gebrauchen lassen. Die bereit sind, dafür etwas auf sich zu nehmen und es sich etwas kosten zu lassen, zu Jesus zu gehören: Zeit, Bequemlichkeit, Stolz, Wohlstand, Geld. Einen kalten Abend auf dem Freimarkt mit der Dose in der Hand.
Dort, wo Menschen dieses andere Leben für andere leben, da entsteht etwas Wunderbares. Da geschieht etwas von dem, worum wir bitten, wenn wir darum beten, dass das Reich Gottes kommen und sein Wille geschehen möge. Da erleben dann Menschen, die von den Tätern des Willens Gottes als ihre Nächsten erkannt worden sind, die liebevolle Zuwendung Gottes durch das Handeln von Menschen.
Pastor Micha Soppa; 10.09.2023