#Wochenbrief KW17 –  „Zweifel überwinden – aber wie?“

„Zweifel überwinden – aber wie?“

24 Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam.
25 Da sagten die anderen Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich’s nicht glauben.
26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! 27 Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig!
28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!
29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!
30 Noch viele andere Zeichen tat Jesus vor seinen Jüngern, die nicht geschrieben sind in diesem Buch.
31 Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr, weil ihr glaubt, das Leben habt in seinem Namen.                                 

Johannes 20, 24-31

 

Liebe Leserinnen und Leser dieses Wochenbriefes!

Warum sollten wir Zweifel an dem gegenwärtigen auferstandenen Gekreuzigten, Jesus Christus, weder ignorieren noch kultivieren? Weil jemand, der zweifelt, kein entschiedenes Leben mit Jesus und für Jesus führen wird. Das ist ja auch nachvollziehbar: Etwas entschieden zu verfolgen, was möglicherweise nicht wahr ist, und sein ganzes Leben darauf zu bauen, das tut man nicht, wenn man vor sich selbst intellektuell redlich ist. – Man kann zwei Arten von Zweifel unterscheiden. Die eine Art ist aus innerer Not und aus Anfechtung geboren. Die andere Art sind intellektuell vorgeschobene Zweifel, die bewusst festgehalten werden, damit daraus kein entschiedenes Leben folgen braucht. Diese Art von selbst festgehaltenem und kultivierten Zweifel braucht keinen Trost, sondern eine bewusste Umkehr zu Jesus mit der Bereitschaft, ihm von ganzem Herzen zu folgen. –  Ganz gleich, welche Art von Zweifel wir haben, kann Zweifel nie der Zielpunkt des Glaubens sein. Vielmehr geht es darum, Zweifel zu überwinden und Gewissheit des Glaubens zu erleben, die uns zu einem fröhlichen und entschiedenen Leben als Christen in der irdischen Existenz und in alle Ewigkeit führt.

In diesem Sinne sucht der so genannte „ungläubige Thomas“ Klarheit für sich selbst. Und Jesus geht darauf ein! Es macht Mut zu wissen, dass nicht nur wir selbst das Anliegen haben, unsere Zweifel zu überwinden, sondern dass das auch das Anliegen von Jesus selbst für uns ist: Wir suchen und finden, weil er uns sucht und uns findet! Wir suchen nach ihm und werden von ihm gefunden!

Thomas erlebt, dass er dem auferstandenen Gekreuzigten, dem in die ewige Existenz verwandelten Herrn Jesus Christus, selbst und tatsächlich körperlich begegnen darf. Nach den unterschiedlichen Begegnungsgeschichten mit dem Auferstandenen im Neuen Testament konnten etwa 700-800 Menschen genau die gleiche Erfahrung machen. Auch im Laufe von 2000 Jahren Kirchengeschichte haben immer wieder einzelne Menschen bezeugt, dass auch sie eine tatsächliche Begegnung mit dem auferstandenen Jesus hatten. Doch wie sollen wir anderen Zweifel überwinden und Gewissheit finden?

Jesus antwortete Thomas: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ (Johannes 20, 29) Damit hat er allerdings nicht gemeint, dass man sich einfach irgendetwas ausdenkt und das dann glaubt. Vielmehr dürfen wir uns den Augenzeugen des Neuen Testaments anschließen und quasi mit ihren Augen den Auferstandenen erkennen. Deshalb ist es so wichtig, die Berichte des Neuen Testaments auf uns wirken zu lassen. Die Beweislast ist erdrückend: Ja, Jesus ist wirklich auferstanden; ja, er ist wirklich gegenwärtig; Ja, wir haben unglaublich viele glaubwürdige Zeugnisse, die uns auch heute  Vertrauen und Gewissheit schenken und deshalb ein entschiedenes Leben in der Nachfolge Jesu ohne ein zweigespaltenes Herz ermöglichen. „Denn unser Leben hier auf der Erde ist ein Leben des Glaubens, noch nicht ein Leben des Schauens.“ (2. Korinther 5, 7) Wir können nur indirekt zeitversetzt  durch die Augen der Augenzeugen schauen, auch wenn wir selbst Jesus nicht sehen können mit unseren körperlichen Augen. Aber mit den „Augen unseres Herzens“ können wir ihn erkennen: „Er öffne euch die Augen des Herzens, damit ihr erkennt, was für eine Hoffnung Gott euch gegeben hat.“ (Epheser 1, 18).

Euer     

Steffen Kahl,

Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Kreuzgemeinde Bremen, 23. April 2023 (KW 17)