„Sind Gläubige die Dummen?“ (3)
Befreit aufatmen und aufleben in einer Welt voller Druck
Liebe Leserinnen und Leser dieses Wochenbriefes!
Nicht selten kommen sich Menschen, die Christen sind, wie „Dumme“ vor oder werden sogar so angesehen, weil die große Mehrheit der Gesellschaft ihren Glauben nicht teilt. Dabei werden in der säkularisierten Gesellschaft mindestens drei „Glaubensbekenntnisse“ wie selbstverständlich geglaubt und gelebt:
„Ich bin was ich tue.“
So lautet das Credo der Leistungsgesellschaft. Wie selbstverständlich leben wir von dem, was wir schaffen. Die Titel auf unseren Visitenkarten machen uns aus. Die Position in der Firma oder in Gesellschaft oder auch in der Kirche werten uns auf oder ab. Kritisch wird es immer dann, wenn die Leistungsfähigkeit z.B. im Alter abnimmt oder Umstände wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit unser Selbstverständnis radikal in Frage stellen. Sind wir wirklich, was wir tun? Wenn ja, entsteht dadurch ein fortwährender, gnadenloser Leistungsdruck.
„Ich bin, was ich habe.“
Das ist das Credo der Wohlstandsgesellschaft. Es hat in der Menschheit wohl nie eine Zeit wie die unsere gegeben, in der massenhafter Wohlstand – zumindest in der westlichen Welt – zu einer so direkten Verknüpfung unseres persönlichen Wertes geführt hat mit dem, was wir besitzen. Werbung rund um die Uhr animiert: „Kaufe dieses oder jenes! Dann gehörst Du dazu! Dann bist Du wer!“ Es wirkt. Ein kurzer Bummel durch eine Shopping-Mall oder über einen Auto-Parkplatz beweist es. „Marken“ allenthalben – und Menschen, die sich darüber definieren. Und wer nicht mithalten kann? Oder alles verliert? Wie viel wert ist er oder sie? Der Druck, mithalten zu müssen ist immens.
„Ich bin, was andere über mich sagen.“
Das Credo der Mediengesellschaft zwingt uns scheinbar dazu, uns ein „Image“ zuzulegen. Ein Bild, was andere von mir haben sollen, ganz gleich, ob es mit der Wirklichkeit meines Lebens oder meines Empfindens übereinstimmt oder nicht. Führungskräfte leisten sich „Image-Berater“, damit ihr öffentliches Bild so gut wie möglich den Erwartungen der Leute entspricht. Weh dem, der ein schlechtes „Image“ hat oder angehängt bekommt, er oder sie ist „out“, raus dem Spiel. Ein Image-Absturz bringt Menschen nicht selten an den Rand eines Suizides. Ist unser Wert wirklich abhängig davon, was andere über uns sagen? Wie kann man unabhängig werden und frei von den Urteilen anderer?
Die Glaubensbekenntnisse unserer säkularisierten Gesellschaft bestimmen unser Leben viel stärker, als wir meist wahrhaben wollen. Damit einher geht ein enormer Druck, dem viele kaum noch oder nicht mehr standhalten können. Gibt es einen Ausweg, der die Macht der säkularen Glaubensbekenntnisse überwindet? Können wir erlöst werden aus den oft gnadenlosen Bewertungen?
„Ich bin ein geliebtes Kind Gottes.“
„Seht doch, wie sehr uns der Vater geliebt hat! Seine Liebe ist so groß, dass er uns seine Kinder nennt. Und wir sind es wirklich: Gottes Kinder!“ (1. Johannes 3, 1a)
So beschreibt der Apostel Johannes das Bekenntnis derer, die durch das Vertrauen zu Jesus Christus „Kinder Gottes“ genannt werden. Wir werden nicht von Gott geliebt, weil wir uns anstrengen oder genügen, sondern: Weil wir von Gott geliebt sind, sind wir wertvoll. Völlig unabhängig von unserem „Marktwert“, unserer Habe oder unserem Ruf liebt Gott, unser Schöpfer, jeden einzelnen von uns. Das hat er uns durch seinen Sohn Jesus Christus ausrichten lassen und durch dessen stellvertretenden Tod für uns am Kreuz auf Golgatha eindringlich unterstrichen. Er hat sich für uns zu Tode geliebt, damit wir befreit leben können.
Deshalb antworte ich, wenn mich jemand nach meinem Glauben fragt, gerne offen und direkt: „Ich glaube an Jesus Christus. Ich bin von Gott geliebt. Das trägt mich.“ Und ich sehe keinen Grund, mich dafür zu schämen. Eine bessere Grundlage für mein Leben habe ich nirgends entdecken können. Auch nicht in den „Glaubensbekenntnissen“ unserer säkularisierten Gesellschaft, von deren massiven Druck wir uns innerlich frei machen dürfen und können durch den Gott, der uns liebt! Euer
Steffen Kahl, Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Kreuzgemeinde Bremen, 11. Februar 2024 (KW 07)