WORUM ES (NICHT) GEHT (Epheser 1, 3-14; Matthäus 6, 10.11)
Liebe Leserinnen und Leser dieses Wochenbriefes!
Unsere westliche Kultur ist geprägt durch ein Versprechen: „Alles dreht sich um Dich!“ Bewusst und oder unbewusst gehen wir also selbstverständlich davon aus: „Es geht um mich!“ Also darf mir alles dienen, was meinem eigenen Wohlergehen oder meinem Lebensglück nützt. Wie selbstverständlich gehen wir mit dieser Haltung auch an den christlichen Glauben, die Nachfolge Jesu und an die Gemeinde Jesu Christi heran: Alles, was mir / uns nützt, ist willkommen. Wenn z.B. eine Gemeinde vor Entscheidungen steht, nehmen wir wie selbstverständlich als Entscheidungs-Kriterium, was uns gefällt oder was uns nützt.
Der christliche Glaube wie auch der jüdische haben eine ganz andere Mitte: Es geht im Leben und in der Gemeinde darum, dass Gott im Zentrum steht und wir mit unserem Leben und mit unserer Gemeinde Gottes Ehre groß machen, wie wir zum Beispiel in Epheser 1, 3-14 finden:
3 Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit allem geistlichen Segen im Himmel durch Christus. 4 Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war,
dass wir heilig und untadelig vor ihm sein sollten in der Liebe; 5 er hat uns dazu vorherbestimmt, seine Kinder zu sein durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen seines Willens, 6 zum Lob seiner herrlichen Gnade, mit der er uns begnadet hat in dem Geliebten. 7 In ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach dem Reichtum seiner Gnade, 8 die er uns reichlich hat widerfahren lassen in aller Weisheit und Klugheit. 9 Gott hat uns wissen lassen das Geheimnis seines Willens nach seinem Ratschluss, den er zuvor in Christus gefasst hatte, 10 um die Fülle der Zeiten heraufzuführen, auf dass alles zusammengefasst würde in Christus, was im Himmel und auf Erden ist, durch ihn. 11 In ihm sind wir auch zu Erben eingesetzt worden, die wir dazu vorherbestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt, nach dem Ratschluss seines Willens, 12 damit wir zum Lob seiner Herrlichkeit leben, die wir zuvor auf Christus gehofft haben. 13 In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Rettung – in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem Heiligen Geist, der verheißen ist, 14 welcher ist das Unterpfand unseres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit. Epheser 1, 3.14 (LB2017)
Es geht also nicht um uns, sondern um Gott im gesamten Leben der ganzen Schöpfung, also auch im Leben aller Menschen, und umso eindeutiger im Leben derer, die durch Jesus Kinder Gottes geworden sind. Jesus hat uns das „Vater Unser“ beten gelehrt, weil es in den ersten drei Bitten (Matthäus 6, 9.10) die Prioritäten-Liste allen Lebens beschreibt und uns auf diese Neu-Orientierung ausrichtet:
„Dein Name werde geheiligt.“ – Es geht um Gottes Ehre.
Testfragen: Ehrt das, was ich sage und tue, Gott? Welche Entscheidungen ehren Gott am ehesten? Wenn es verschiedene gute Möglichkeiten gibt: Welche Entscheidungen ehren Gott am meisten? Wie kann ich Gott mehr verehren? Welche Entscheidungen, die wir z.B. als Gemeinde treffen, machen Gott Ehre? Wie können wir das Lob Gottes mitten in der Welt am ehesten vermehren?
„Dein Reich komme.“ – Es geht um Gottes heilsame Herrschaft.
„Komm, und richte Deine Herrschaft auf!“ (Guten Nachricht Bibel)
Testfragen: Hat das, was ich sage und tue, heilsame Auswirkungen (oder ist es einfach nur selbstsüchtig oder gar zerstörerisch)? Lasse ich mich von Gott als sein Werkzeug gebrauchen, um in der gefallenen Schöpfung ein Vorbote der neuen Schöpfung zu sein? Wie können wir als Gemeinde heilsam hineinwirken in die Welt?
„Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.“ – Es geht um Gottes Willen.
Testfragen: Folge ich meinen Vorlieben, meinen Wünschen, meinen Vorstellungen und meinen Zielen, oder will ich tatsächlich Gottes Willen erkennen und ihn nach Kräften verfolgen und umsetzen helfen? Wollen wir als Gemeinde tatsächlich Gottes Willen tun? Oder entscheiden wir unabhängig von Gottes Willen, was in „unserer“ Gemeinde gilt und was in „unserer“ Gemeinde geschehen soll?
Menschen und Gemeinden, die fortlaufend mit diesen Testfragen leben und danach handeln, leben opferbereit, sinnerfüllt und zielgerichtet und machen dabei eine erstaunliche Erfahrung: Wenn es um Gott, um seine heilsame Herrschaft und um seinen Willen geht, dann entfalten Menschen und Gemeinden ihr volles Potential – zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen! Wenn wir dagegen auf uns selbst ausgerichtet leben, bleiben wir bedeutungslos unserer Selbstsucht verhaftet – es geht tatsächlich nicht um mich und Dich! Und es geht tatsächlich nicht um uns! Es geht tatsächlich nicht um uns als Gemeinde!
Steffen Kahl, Pastor der Evangelisch-Freikirchlichen Kreuzgemeinde Bremen, 26. Januar 2025 (KW 05)